Das Auto mit dem Smartphone öffnen – Wird der Autoschlüssel zum Auslaufmodell?

Die modernen Smartphones sind Alleskönner, sie fungieren als Mini-Computer und als Kamera. Durch die Benutzung von Apps könnten Autofahrer zukünftig auch ihren Wagen öffnen. Einerseits ist dies praktisch, da der Autoschlüssel schnell verlegt wird oder verloren geht, andererseits spielt bei der Entwicklung von neuen technischen Anwendungen die Datensicherheit stets eine große Rolle. Noch handelt es sich bei den Anwendungen um Zukunftsmusik, es wird jedoch erwartet, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren die ersten Modelle auf den Markt kommen.


Vernetzung schreitet voran

Benutzung eines SmartphonesIm Zuge fortschreitender Vernetzung zwischen Maschinen und elektronischen Endgeräten, in der Industrie ist dieser Trend unter dem Begriff „Industrie 4.0“ bekannt, werden zunehmend mehr Funktionen auch auf das Smartphone übertragen. Dabei haben sich der Autoschlüssel und seine Funktionen in den letzten Jahren bereits stark verändert. Der klassische Zündschlüssel wird nur noch selten verwendet, das Auto lässt sich über ein Funksignal im Schlüssel öffnen, mit einem Knopfdruck wird der Motor gestartet.

Ständige Entwicklung

Durch neue Entwicklungen könnte der Schlüssel, sei es ein Funk- oder Zündschlüssel, zukünftig komplett überflüssig sein: „Es ergeben sich da faszinierende Möglichkeiten, die den Alltag dramatisch erleichtern, und wir sind gut beraten, die zu nutzen“, so ein Zitat von Annette Welzer, Produktmanagerin beim Automobilzulieferer Continental. In einem Artikel in der Zeitung Die Welt stellt sie einen Plan vor, der aus drei Stufen besteht. Dieser soll den Abschied des Autoschlüssels beschleunigen.

Das Drei-Stufen-Modell im Überblick

In der ersten Stufe führt sie das schnelle und einfach umsetzbare Aufsetzen des Chips in einen Funkschlüssel auf das Gehäuse eines Smartphones an. Der Chip kann beispielsweise auf das Gehäuse geklebt werden und führt dann die gewohnten Funktionen wie vorher aus. Die zweite Stufe ist die Vernetzung von Autoschlüssel und mobilem Endgerät, neben einem Smartphone kann es sich hierbei auch um ein Tablet oder eine intelligente Uhr handeln. Diese Vorgehensweise ist um einiges eleganter und technisch anspruchsvoller.

Funktion und Anwendung

Durch die Eingabe auf dem jeweiligen Endgerät werden die Funktionen des Autoschlüssels ausgeführt und zusätzliche darüber hinaus, wobei die Kernfunktionen auch weiterhin mit dem Autoschlüssel durchgeführt werden können. Die dritte und letzte Stufe stellt der komplett digitale Schlüssel dar. Auf einem verschlüsselten Server sowie auf der Speicherkarte des Smartphones werden alle wichtigen Daten zur Steuerung des Fahrzeugs gespeichert, bei der Anwendung wird kein Schlüssel mehr benötigt.

Datenaustausch dank NFC leicht gemacht

Autoschlüssel mit FernbedienungBei modernen Smartphones ist der Datenaustausch, beispielsweise beim mobilen Bezahlen, durch  sogenannte NFC-Chips möglich. Bei der „Near Field Communication“ (NFC) handelt es sich um einen neuen Funkstandard für die drahtlose Datenübertragung zwischen zwei Elementen, die sich in näherer Umgebung befinden. Dabei ist darauf zu achten, dass die Geräte in einem kurzen Abstand, gewöhnlich wenige Zentimeter, positioniert sind, damit die Übertragung beginnen kann.

Die aktuelle Übertragungsgeschwindigkeit reicht nicht an die Werte eines Datentransfers über Bluetooth heran. Im Folgenden werden einige Beispiele für die Nutzung der NFC-Technik bereitgestellt:

Datenaustausch zwischen Smartphone und einem anderen mobilen Endgerät, z.B. ein Tablet

In diesem Bereich ist die NFC-Übertragungstechnik bereits relativ weit vorgedrungen. Wenn sich zwei Geräte mit dem gleichen Betriebssystem in unmittelbarer Nähe befinden, können kleinere Datenmengen, beispielsweise Kontaktdaten oder Fotos verschickt werden.

Mobiles, bargeldloses Bezahlen

Hier hat sich in den letzten Jahren bereits einiges getan. Aufgrund der einfachen und bequemen Benutzung und der hohen Sicherheit sind verschiedene Bezahlsysteme, wie z.B. PayPal, zunehmend beliebter. Beim Einkaufen im Supermarkt und beim Fahrkartenerwerb wird NFC teilweise bereits verwendet.

Informationsweiterleitung mittels NFC-Tags

In diesem Segment ist vorstellbar, dass etwa Werbeplakate mit kleinen Chips versehen werden, durch die Informationen an das Smartphone weitergeleitet werden.

Es muss nicht immer teuer sein

Die NFC-Chips, die auch in den meisten Smartphones eingebaut sind, erlauben eine drahtlose Übertragung ohne Sichtkontakt. Aus diesem Grund muss nicht zwingend das teuerste und modernste Smartphone erstanden werden, sondern auch günstigere Modelle wie das Samsung S4 mini oder S5 mini, die je nach Vertrag laut preis24.de unter 25 Euro aktuell monatlich kosten, ermöglichen eine entsprechende Übertragung.

Auf diesem Weg kann das Fahrzeug mehrere registrierte Fahrer erkennen und mithilfe der individuell hinterlegten Daten und Informationen stellen sich die Autositze oder die Spiegel an der Außenseite des Fahrzeugs auf die jeweiligen Bedürfnisse der Fahrer ein. Während des Fahrens könnte über die Funktion Spracherkennung am Smartphone beispielsweise die optimale Temperatur eingestellt werden. Der Fahrer kann sich dann komplett auf das Fahren konzentrieren und muss nicht an irgendwelchen Knöpfen herumspielen, bis die richtigen Einstellungen gefunden sind.

Persönliche Einstellungen zum Gebrauch des Autos

Wie in einem Artikel der Westdeutschen Zeitung erläutert, können die Fahrzeughalter durch die Verwendung von Apps die Benutzung des Autos individuelle einstellen und reglementieren. So sind beispielsweise bestimmte Einschränkungen hinsichtlich Geschwindigkeit und Uhrzeit möglich. Des Weiteren sind zusätzliche Einstellungen möglich, theoretisch kann jeder Befehl an die Bordelektronik gesteuert werden.

Bei Verlust des Smartphones droht keine Gefahr, denn das Gerät kann mittels Gesichtserkennung und Fingerabdruck den Zugriff durch Unbefugte verhindern. Wie bei allen Entwicklungen im Bereich digitaler Technik spielt zudem die Datensicherheit eine zentrale Rolle. Ein Vorteil der beschrieben NFC-Übertragung ist, dass diese relativ sicher gegenüber einem Abfangen der Daten aus größerer Entfernung ist. Wer die Daten ausspionieren oder die Übertragung stören möchte, muss sich in unmittelbarer Nähe zu den Geräten aufhalten.

Ob sich der Einsatz von Smartphones als (digitale) Autoschlüssel in den nächsten Jahren flächendeckend durchsetzen wird, hängt auch davon ab, inwieweit die Verbraucher bereit sind, ihre Gewohnheiten zu ändern. Gerade für ältere Menschen stellt der physische Autoschlüssel nach wie vor ein Statussymbol dar. Gleiches gilt für die junge Generation in Bezug auf Smartphones.

 

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Dieser Artikel wurde am 26.03.2015 veröffentlicht.